Nach Staatsrettung von Uniper: Wir fordern klimagerechten Konzernumbau
Gemeinsam mit Greenpeace, E3G, Beyond Fossil Fuels und dem Dachverband der Kritischen AktionÀrinnen und AktionÀre fordert urgewald die Konzernverantwortlichen sowie die deutsche Bundesregierung auf, einen klaren Transformationsplan vorzulegen. Dieser muss die Firmenstrategie in Einklang mit den deutschen, europÀischen und Pariser Klimazielen bringen.
Bisher ist weder vom neuen Uniper-Vorstand noch von der Bundesregierung eine transparente Debatte ĂŒber die Ausrichtung des fossilen und mit Steuergeld geretteten Energiekonzerns angestoĂen worden ist. Deshalb haben wir ein Strategiepapier veröffentlicht, in dem drei mögliche Optionen fĂŒr die Neuausrichtung Unipers auf KlimavertrĂ€glichkeit und Transformationspotenzial bewertet werden. Es ist hier abrufbar.
Statt auf die Energiewende setzt Uniper auf fossiles Erdgas und vor allem auf besonders klimaschĂ€dliches FlĂŒssiggas. Das Unternehmen hĂ€lt trotz des Russlanddebakels weiterhin langfristige LiefervertrĂ€ge mit autokratischen Staaten wie Aserbaidschan und missachtet Menschenrechte in der Kohlelieferkette. Fatale Gasprojekte wie Scarborough vor Westaustralien, die artenreiche Meeresgebiete gefĂ€hrden, drohen die Klimakrise weiter anzuheizen
Auch nach dem Ende der Kohleimporte aus Russland bleibt die Kohlelieferkette von Uniper hochproblematisch. Die russische Kohle wurde und wird u.a. durch Kohle aus SĂŒdafrika, Kasachstan und Kolumbien ersetzt, obwohl der Kohlebergbau in den genannten LĂ€ndern immense SchĂ€den verursacht. WĂ€hrend sich Uniper in den Niederlanden mit einer OECD-Beschwerde im Zusammenhang mit dem Import kolumbianischer Blutkohle konfrontiert sieht, ist davon auszugehen, dass das Unternehmen den Kohlebezug aus Kolumbien weiter steigern wird.
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 Fossile GeschÀfte mit Kriegstreibern statt Aufbruch in erneuerbare Zeiten
urgewald kritisiert das skrupellose Festhalten des Energieunternehmens an russischen Gasimporten und an einem weiterhin viel zu stark auf fossile Energien ausgerichteten GeschÀftsmodell.
Uniper hat LangfristvertrĂ€ge ĂŒber 200 TWh russisches Erdgas. Dies entspricht etwa einem FĂŒnftel des durchschnittlichen deutschen Gasverbrauchs. [1] Trotz des russischen Angriffs auf die Ukraine plant der Konzern weiterhin, dieses Gas auch zu importieren. Uniper spricht sich gegen ein Gasembargo aus, bleibt aber konkrete Zahlen schuldig, welche Auswirkungen ein sofortiger Importstopp hĂ€tte. Zudem sind keinerlei strategische AnsĂ€tze des Unternehmens erkennbar, möglichst schnell aus fossilem Gas auszusteigen.
Kostiantyn Krynytskyi von der ukrainischen NGO Ecoaction kommentiert: âUnipers Verurteilung des Krieges in der Ukraine ist nur leeres GeschwĂ€tz, wenn das Unternehmen gleichzeitig Gazprom fĂŒr Erdgasimporte bezahlt und damit Putins Staatskasse fĂŒllt. TĂ€glich werden in der Ukraine StĂ€dte bombardiert und es sterben Frauen, MĂ€nner und Kinder. Uniper muss sich der Tatsache stellen: Das Unternehmen hat durch fossile Importe und die Finanzierung von Nord Stream 2 dazu beigetragen, dass Russland in der Lage ist, solche Kriege zu fĂŒhren. Wir sehen aber noch nicht einmal, dass Uniper öffentlich fĂŒr eine Reduzierung des Gasverbrauchs in Deutschland eintritt. WĂ€hrend russisches Erdgas in den letzten Monaten nach Deutschland floss, sind Tausende von Ukrainer*innen getötet worden. Wie kann Uniper damit einverstanden sein?â
Konflikt-Rohstoff Erdgas
Unipers Antwort auf den Krieg ist der Bau von LNG-Terminals und die Ausweitung von Gasimporten, statt eines radikalen Kurswechsels auf erneuerbare Energie. FlĂŒssiggas (LNG) ist aufgrund seiner energieintensiven Herstellung, der langen Transportwege und den damit verbundenen höheren Methanemissionen besonders klimaschĂ€dlich. [2] Mit Katar als Lieferanten von LNG und dem diktatorisch regierten Aserbaidschan fĂŒr Pipelinegas beweist das DĂŒsseldorfer Unternehmen, dass es seiner menschenrechtlichen Sorgfaltspflicht nicht nachkommt. Von der Umwelt ganz zu schweigen: LNG soll auch aus Scarborough in Australien kommen. Die dortige Offshore-Produktion bedroht ein besonders sensibles marines Ăkosystem, sollte sie wie geplant ablaufen. [3]
"Durch GeschĂ€fte mit anderen fragwĂŒrdigen Lieferanten holt sich Uniper neue Probleme ins Haus und konterkariert gleichzeitig sogar die eigenen, unzureichenden Klimaziele. Dabei ist lĂ€ngst klar, dass der Ausstieg aus Erdgas sofort eingeleitet werden muss, um das 1,5 Grad-Ziel noch zu erreichen [4]â, kommentiert Sebastian Rötters, Energie-Kampaigner bei urgewald.
Kolumbianische Kohle: Bedrohung fĂŒr Mensch und Umwelt
Bei den Importen von Kohle sieht es nicht besser aus. Uniper plant, russische Kohle durch höhere Importe von âBlutkohleâ aus Kolumbien zu ersetzen, obwohl zivilgesellschaftliche Organisationen das Unternehmen seit vielen Jahren auf die massiven Menschenrechtsverletzungen vor Ort hinweisen. Durch die verstĂ€rkte Kohle-Nachfrage aus Europa drohen dort nun weitere Eingriffe in die fragilen Ăkosysteme. Die ĂŒber Jahrzehnte bereits geschĂ€digte Lokalbevölkerung wartet derweil noch immer auf Wiedergutmachung.
âWenn es ums GeschĂ€ft geht, ignoriert Uniper Klima, Menschenrechte und Umweltbelange. Das Grundproblem bleibt, dass das Unternehmen auch im sechsten Jahr seit der Abspaltung von E.on keinen ĂŒberzeugenden Kurswechsel vorgenommen hat. Es verharrt in der alten fossilen Denke, wĂ€hrend die europĂ€ische Konkurrenz beim Ausbau der Erneuerbaren enteilt. Besonders enttĂ€uschend ist, dass der finnische Mutterkonzern Fortum hier keinerlei positive Impulse zu setzen scheintâ, so Sebastian Rötters.
Mehr als die HĂ€lfte von Unipers Stromerzeugung 2021 basierte auf fossilem Erdgas und Kohle. GegenĂŒber 2020 benötigte Uniper etwa 15 Prozent mehr Gas. Auch die Kohleverstromung nahm um 23 Prozent zu, sodass die direkten COâ-Emissionen 2021 um fast 20 Prozent auf 50,9 Mio. Tonnen COâ stiegen. 38,6 Prozent der 2021 von Uniper unter DirektvertrĂ€gen bezogenen Kohle stammten aus Kolumbien. Mit dem europĂ€ischen Embargo fĂŒr Kohle kommt ein baldiges Ende der Lieferungen aus Russland, die etwa ein Drittel der von Uniper importierten Kohlemengen ausgemacht haben. Daher ist davon auszugehen, dass Uniper in Zukunft noch mehr Kohle aus Kolumbien beziehen will. [5]
Aktueller Gegenantrag zur Hauptversammlung: https://www.kritischeaktionaere.de/uniper/trotz-ukrainekrieg-weiterhin-geschaefte-mit-russland-unsere-gegenantraege/
Notizen:
[1] Uniper gibt an, dass sie ingesamt 300 TWh an LangfristvertrĂ€gen fĂŒr Erdgas haben, was laut der HV-Rede von CEO Klaus-Dieter Maubach einem Drittel des durchschnittlichen deutschen Gasverbrauchs entspricht. Damit entsprechen 200 TWh aus Russland etwa 18% des durchschnittlichen deutschen Gasverbrauchs. www.uniper.energy/news/de/update-zu-unipers-russlandaktivitaeten-und-weiteren-schritten
[2] Wenn etwa LNG in den USA durch Fracking gefördert wird, ist es laut einer Stellungnahme der Bundesregierung Àhnlich klimaschÀdlich wie Kohle. www.rnd.de/politik/bundesregierung-lng-gas-aus-fracking-forderung-ahnlich-klimaschadlich-wie-kohle-D7F5S3NTJJFHJGOEFQHGDY3HSM.html
[3] https://gogel.org/scarborough-gas-field-and-burrup-hub
[4] https://climateanalytics.org/publications/2021/why-gas-is-the-new-coal/
[5] www.uniper.energy/sites/default/files/2022-05/20220505-1700-28564-uniper-sr21-en_1.pdf
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- Protestaktion "UNIque PERformance of Destruction" am 18. Mai ab 9 Uhr vor der Uniper-Zentrale DĂŒsseldorf
Zur Jahreshauptversammlung von Uniper am 18. Mai 2022 fordern Umweltgruppen und Menschenrechtsaktivist*innen vom Energiekonzern ein Ende seines zerstörerischen GeschÀftsmodells.
Trotz der fortschreitenden Klimakatastrophe, dem völkerrechtswidrigen Krieg Russlands gegen die Ukraine und Menschenrechtsverletzungen beim Kohleabbau in Kolumbien und anderen LĂ€ndern hĂ€lt Uniper an seiner fossilen Strategie fest. Die Umwelt- und Menschenrechtsgruppen fordern einen sofortigen Stopp des Imports von Gas und Kohle aus Russland, damit Uniper nicht weiterhin Zahlungen an Kriegsverbrecher leistet. AuĂerdem wird Uniper aufgefordert, russische Kohle nicht einfach durch noch mehr Importe aus LĂ€ndern wie Kolumbien oder SĂŒdafrika zu ersetzen, da der Kohlebergbau auch dort zu Menschenrechtsverletzungen und Umweltzerstörung fĂŒhrt. Zugleich verlangen sie das Aus fĂŒr das klimapolitisch und juristisch seit Jahren heftig umstrittene Kohlekraftwerk Datteln 4.
Um der Forderung Nachdruck zu verleihen, rufen sie am Mittwoch, 18.05.2022 von 9 bis 11 Uhr zu einem kreativen Protest vor der Uniper-Zentrale, HolzstraĂe 6, 40221 DĂŒsseldorf, auf. Mit weiĂen AnzĂŒgen, Bildern, Bannern und Plakaten werden die Auswirkungen des zerstörerischen GeschĂ€ftsmodells deutlich gemacht.
Die beteiligten Gruppen sind:
Netzwerk "Datteln 4 stoppen wir", urgewald, Fridays for Future DĂŒsseldorf, attac DĂŒsseldorf und der Dachverband Kritische AktionĂ€rinnen und AktionĂ€re.
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