Bundesregierung scheut effektivste Waffe gegen Putin: Ein Ende der Kohle-, Öl- und Gasimporte, auch über Nord Stream 1

Pressemitteilung
Berlin 03.03.2022

Während Polen ein europäisches Embargo gegen Kohle, Öl und Gas aus Russland und damit auch die Abschaltung von Nord Stream 1 fordert, scheut die EU und insbesondere die Bundesregierung weiter vor diesem Schritt zurück. 2021 importierte Deutschland Erdöl und Erdgas im Wert von 19,4 Milliarden Euro und etwa 57% der Steinkohle aus Russland.[1] Damit ist Deutschland insbesondere der größte europäische Abnehmer von russischem Erdgas. Ohne einen konsequenten Importstopp von fossilen Energieträgern vermeidet die Bundesregierung die effektivste Waffe gegen Putin und seinen Krieg gegen die Ukraine.

„Jeder, der sich für die Aufrechterhaltung der russischen Energielieferungen an den Westen einsetzt, muss sich darüber im Klaren sein, dass er mit seinem Geld die Kugeln, Granaten und Raketen finanziert, die heute auf die Ukraine regnen", sagte Wladimir Sliwjak, Gründer von EcoDefense und Preisträger des Right Livelihood Award 2021. „Die Waffen werden nicht schweigen, während die Gewinne aus fossilen Brennstoffen weiter fließen.“

Die Umwelt- und Menschenrechtsorganisation urgewald fordert heute die Bundesregierung und die Energieversorger auf, die Beziehungen zu Wladimir Putins Russland endlich entschlossen zu beenden. So muss nach dem zu begrüßenden und längst überfälligen Aus für Nord Stream 2 jetzt die parallel verlaufende Nord Stream 1 abgeschaltet werden. Auch diese Pipeline wurde gebaut, um die Position der Ukraine zu schwächen und die fossile Abhängigkeit Deutschlands und Westeuropas von Russland zu zementieren. Anteilseigner der Pipeline sind u.a. die deutschen Energiekonzerne E.on und die BASF-Tochter Wintershall.

„Die deutsche Regierung muss Putin den Kriegs-Geldhahn abdrehen und sofort alle Energieimporte aus Russland, auch über Nord Stream 1, einstellen. Wenn Konzerne wie E.on, Uniper und Wintershall jetzt nicht aus ihren Russlandgeschäften vollständig aussteigen, unterstützen sie damit wissentlich Putins Angriffskrieg auf die Ukraine“, sagt Heffa Schücking, Gründerin von urgewald.

Während internationale Öl- und Gaskonzerne wie BP, Shell und Equinor mittlerweile beschlossen haben, ihre Russlandgeschäfte zu beenden, will Wintershall Dea lediglich von neuen Öl- und Gasprojekten in Russland zurücktreten und das sowieso schon verlorene Projekt Nord Stream 2 abschreiben. An seinen bestehenden Gasförderprojekten Juschno Russkoje und Achimov in Sibirien hält das Unternehmen nach wie vor fest. Wintershall Dea produzierte 2021 fast 48% seines Öls und Gases in Russland [2] in Joint Ventures mit Gazprom und Lukoil. 

Die Energieversorger RWE, Fortum/Uniper und EnBW importieren große Mengen an Steinkohle und Gas aus Russland. Uniper hat sich auf ein generelles Statement zum Ukrainekrieg beschränkt, will aber Stand heute in keiner Weise seine Geschäfte mit Russland einstellen. Uniper kauft beispielsweise seit Beginn der Invasion sogar noch größere Mengen an russischem Erdgas als vor dem Krieg, weil es billiger ist als Erdgas am Spotmarkt. RWE hält weiter an seiner geplanten Kooperation mit dem russischen Unternehmen Novatek zur Produktion von Flüssiggas und blauem Wasserstoff fest.

„Deutsche Energiefirmen haben viele Jahre Putins Regime mit Milliarden von Euro aus dem Verkauf fossiler Brennstoffe gestärkt. Der Krieg Putins gegen die Ukraine muss ein Wendepunkt sein. Lippenbekenntnisse gegen den Ukraine-Krieg sind ein Hohn. Die europäischen Energieversorger müssen sofort den Import von Gas, Öl und Kohle aus Russland beenden, um Putin und seiner Armee den Geldhahn zuzudrehen“, sagt Sonja Meister, Energie Campaignerin bei urgewald.

Anmerkungen:

[1] Statistisches Bundesamt
[2] https://wintershalldea.com/sites/default/files/media/files/Wintershall_Dea_2021_Geschaeftsbericht_.pdf

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    Bild Anprechpartner   Stefanie Jellestad

    Stefanie Jellestad
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