Vor COP30: Brasiliens Regierung öffnet die Tür für neue Öl- und Gasförderung in Amazonasregion

Medien-Einladung
Online 10.06.2025

Einladung zur digitalen Pressekonferenz

urgewald lädt am Donnerstag, den 12. Juni, um 15:00 Uhr deutscher Zeit zu einer 
Online-Pressekonferenz (Englisch) ein, mit:

Nicole Figueiredo Oliveira, Direktorin von Arayara (Brasilien)
Oliveira wird Daten zum Umfang und den möglichen Auswirkungen geplanter Öl- und Gasförderung in Brasilien vorstellen, insbesondere im Lichte der Rolle Brasiliens als Gastgeber der Weltklimakonferenz (COP30) im November.

Heffa Schücking, Geschäftsführerin von urgewald (Deutschland)
Schücking wird Details zu den Öl- und Gasunternehmen präsentieren, die an laufenden fossilen Förderprojekten im Amazonasgebiet beteiligt sind.

Zur Teilnahme, bitte hier registrieren

Thema:

Fünf Monate vor Beginn des UN-Klimagipfels in Belém plant die brasilianische Regierung mehr als 145.000 km2 – eine Fläche größer als Nicaragua – für die Exploration neuer Öl- und Gasvorkommen freizugeben. Bei einer Auktion am 17. Juni will Brasiliens Nationale Öl- und Gasagentur ANP die Explorationsrechte für 172 neue Öl- und Gasfördergebiete an den Meistbietenden vergeben. Die brasilianische NGO Arayara hat eine Reihe von Klagen eingereicht, um die Auktion anzufechten.

Oliveira sagt: „Seit den 1990er Jahren hat Brasilien einen Anstieg von 460 Prozent an klimabedingten Katastrophen verzeichnet, darunter schwere Überschwemmungen, Stürme und Dürren. Als Unterzeichner des Pariser Klimaabkommens von 2015 und Gastgeberland der diesjährigen UN-Klimakonferenz muss unsere Regierung endlich erkennen, was offensichtlich ist: Wir können die Klimakrise nicht bewältigen, wenn wir nicht den Ausbau fossiler Brennstoffe beenden.“

Hintergrund:

47 der 172 zur Versteigerung stehenden Gebiete befinden sich in der Mündung des Amazonasbeckens, einer hochsensiblen Region mit einer großen Vielfalt an Meerestieren und einzigartigen Korallenriffen, die sich vor der Küste auf einem Streifen von über 200 Kilometern erstrecken. Die Öl- und Gasförderung in diesem empfindlichen Lebensraum widerspricht den Naturschutzambitionen der brasilianischen Regierung sowie Hunderten von Projekten, die von dem international unterstützten und fast eine Milliarde US-Dollar schweren Amazonas-Fonds finanziert werden.

76 Prozent der Öl- und Gasfördergebiete überschneiden sich mit so genannten „Prioritätsgebieten“ für den Schutz der Küsten- und Meeresbiodiversität, die von den brasilianischen Umweltbehörden anerkannt wurden. Die Pläne gefährden zudem die Lebensgrundlage von mindestens 546.000 Fischer*innen. Viele der vorgeschlagenen Fördergebiete an Land werden schwerwiegende Auswirkungen auf Gebiete indigener Gemeinschaften sowie auf Prioritätszonen für den Amazonasschutz haben.

Oliveira analysiert, dass die Versteigerung der meisten der geplanten Explorationsgebiete auch rechtlich heikel ist. Zum einen umgehe sie übliche Umweltverträglichkeitsprüfungen und stütze sich stattdessen auf eine „Gemeinsame Erklärung” des Ministeriums für Bergbau und Energie und des Umweltministeriums. Die entsprechende Gemeinsame Erklärung für 117 der 172 vorgeschlagenen Fördergebiete läuft jedoch ausgerechnet am 18. Juni aus – ein Tag nach der geplanten Versteigerung und lange vor der Unterzeichnung der eigentlichen Explorationsverträge. Dies ist nach Oliveiras Analyse ein Verstoß gegen die geltenden Rechtsnormen. Die Versteigerung verletze auch das Recht der betroffenen indigenen Gemeinschaften auf freie, vorherige und informierte Zustimmung sowie zahlreiche brasilianische Umweltvorschriften.

Arayara ist in der Vergangenheit erfolgreich gegen die Erteilung von Öl- und Gaslizenzen vorgegangen.