Deutsche Bank Hauptversammlung: urgewald und Dachverband der Kritischen Aktionär*innen warnen vor Flüssiggas-Engagement

Pressemitteilung
Berlin, Köln 16.05.2023

Anlässlich der morgigen Hauptversammlung der Deutschen Bank warnen die Umwelt- und Menschenrechtsorganisation urgewald und der Dachverband der Kritischen Aktionär*innen vor der Beteiligung der Bank am Ausbau von Flüssiggasnutzung (LNG) weltweit.

Der neue, von urgewald mitherausgegebene Bericht „Banking on Climate Chaos“ zeigt, dass die Deutsche Bank zwischen 2021 und 2022 ihre Finanzierungen in diesem Bereich von 340 Millionen Dollar auf 907 Millionen Dollar gesteigert hat. Durch diese nahezu Verdreifachung des Finanzierungsvolumens (Konsortialkredite und Underwriting-Mandate) liegt sie in der LNG-Rangliste des Berichts global auf Platz 11 unter den betrachteten Banken.

Zu den Geschäften, die die Deutsche Bank 2022 in diesem Bereich getätigt hat, gehört ein Handelskredit für Flüssiggaslieferungen des Rohstoffhändlers Trafigura an das deutsche Unternehmen Sefe in Höhe von drei Milliarden Euro. Die Deutsche Bank hatte den Kredit mit einer anderen Bank arrangiert und über eine staatliche Garantie (Ungebundene Finanzkreditgarantie; kurz: UFK) abgesichert.

Darüber hinaus hat sich die Deutsche Bank laut „Banking on Climate Chaos“ 2022 an einem Kredit für „Venture Global Plaquemines LNG“ beteiligt. Venture Global will mit dem im Bau befindlichen Plaquemines Flüssiggasterminal in Louisiana/USA neue Exportkapazitäten für gefracktes US-Gas schaffen, mit massiven Auswirkungen auf lokale Natur und Bevölkerung. Zusätzlich zur Umweltverschmutzung durch das Fracking wird der Bau des Plaquemines-LNG-Terminals Feuchtgebiete zerstören, die als Sturmschutz für die umliegenden Gemeinden dienen.

Der Ausbau von Export-Flüssiggasterminals in den USA, besonders in Louisiana und Texas, findet oft in Gemeinden mit niedrigem Einkommen statt, wo die Betroffenen wenig Mittel haben, sich zur Wehr zu setzen. Trotzdem gibt es Widerstand vor Ort. John Beard Junior, Gründer des Port Arthur Community Action Network, kritisiert die Finanzierung für LNG-Exportterminals durch die Deutschen Bank: „Die Deutsche Bank ist unter den deutschen Banken der größte Ko-Finanzierer von Flüssiggasprojekten in den USA. Diese Finanzierungen verschärfen die bereits existierenden Umweltprobleme und haben negative Effekte auf Leben und Gesundheit der Menschen vor Ort. Das muss aufhören!“

Des Weiteren kritisieren die urgewald und der Dachverband anlässlich der Hauptversammlung erneut die immer noch sehr schwachen fossilen Richtlinien der Deutschen Bank. Die gerade erst angepasste Kohle-Richtlinie der Deutschen Bank schließt nach wie vor Unternehmen nicht aus, die neue Kohleprojekte planen. Immer noch setzt das Institut damit vor allem auf Engagement mit Kohleunternehmen, statt klare Ausschlüsse zu formulieren. Die eigene Tochter DWS ist in dieser Hinsicht inzwischen weiter und schließt expandierende Kohleunternehmen in ihrer ebenfalls gerade erst veröffentlichten neuen Kohle-Richtlinie aus. Zudem formuliert die DWS-Schwellenwerte für Kohleunternehmen, die konsequente Ausschlusskriterien darstellen.

Die Öl- und Gasrichtlinie der Deutschen Bank von 2020 schließt weiterhin lediglich wenige, sehr spezifische Projekte im unkonventionellen Bereich (Arktis, Ölsande) aus. Anna Lena Samborski, Finanzkampaignerin der Umweltorganisation urgewald, kommentiert: „Die Deutsche Bank muss ihrer Nachhaltigkeitsrhetorik endlich Taten folgen lassen und ihre fossilen Richtlinien dringend auf den Stand der Klimawissenschaft bringen. Das bedeutet, den fossilen Ausbau nicht weiter zu unterstützen. Konkurrent BNP Paribas hat gerade seine Richtlinie angepasst und schließt zumindest die direkte Finanzierung neuer Öl- und Gasfelder aus.“

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    Bild Anprechpartner   Stefanie Jellestad

    Stefanie Jellestad
    Pressesprecherin
    stefanie.jellestad [at] urgewald.org
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