Laut einer neuen Analyse der zivilgesellschaftlichen Koalition Beyond Fossil Fuels (BFF) haben die deutschen Stromkonzerne RWE und Uniper im europäischen Ausland mehr als 2,4 Milliarden Euro an sogenannten Kapazitätszahlungen erhalten. Dabei handelt es sich um ein System, bei dem Energieunternehmen Geld dafür bekommen, dass ihre Kraftwerke im Notfall bereitstehen – auch wenn sie keinen Strom liefern. Bezahlt wird das von den Stromkund*innen in den jeweiligen Ländern über Zusatzkosten auf der Stromrechnung.
RWE und Uniper gehören zu den größten Profiteuren solcher Zahlungen in ganz Europa. Sie tauchen in einer neuen Liste der „Fossil Gas Freeloaders“ auf – einer Rangliste der zehn Energiekonzerne, die europaweit am meisten Geld dafür erhalten, dass ihre fossilen Kraftwerke im Standby-Modus bleiben.
Sämtliche Ergebnisse zum Download:
https://docs.google.com/spreadsheets/d/1mlxmwSnfO-9yR2mYeu417NhHZishPQktMcCAOxjsza4/edit?gid=0#gid=0
Der neue Bericht zeigt: Seit 2015 sind auf diesem Weg über 50 Milliarden Euro an
fossile Energiekonzerne geflossen – fast dreimal so viel wie in flexible und klimafreundliche Lösungen wie Stromspeicher, Lastmanagement oder smarte Netze.
Die meiste Unterstützung erhalten RWE und Uniper derzeit aus Großbritannien, wo sie Verträge mit Laufzeiten von über zehn Jahren abschließen konnten. Nun fordern beide die Einführung eines vergleichbaren Systems auch in Deutschland: Die Bundesregierung plant den Bau von neuen Gaskraftwerken mit einer Leistung von 20 Gigawatt – und will deren Finanzierung über ein deutsches Kapazitätssystem absichern.
Moritz Leiner, Energie-Campaigner bei urgewald, kommentiert: „Wir sollten nicht
vergessen, wie wir hierherkamen: Uniper und RWE waren beide stark von russischen Gasimporten abhängig und standen im Zentrum der Energiekrise. Putin konnte mit dem Abschalten der Nord-Stream-Pipeline und der Einstellung von Gaslieferungen die Preise in die Höhe treiben und die Bundesregierung musste Uniper retten. Ein steuerfinanziertes Subventionsprogramm für Gaskraftwerke auf Basis von Flüssigerdgas aus den USA oder Katar hieße, denselben Fehler zu wiederholen. Wir müssen endlich raus aus fossilen Abhängigkeiten. Nur mithilfe von Erneuerbaren Energieträgern und flexiblen Lösungen können wir uns als Gesellschaft unabhängig machen.“
Constantin Zerger, Leiter Energie und Klimaschutz bei der DUH, ergänzt: „RWE und Uniper sind fossile Trittbrettfahrer. Sie streichen enorme Zahlungen der Stromkundinnen und Stromkunden in Europa ein, um fossile Kraftwerke zu betreiben. Statt Milliarden für veraltete Technik und die Gewinne der Konzerne zu verplempern, brauchen wir ein
flexibles und sauberes Stromsystem: mit mehr Speichern, besseren Netzen und echten Zukunftsinvestitionen.“
Hintergrund:
Strom muss jederzeit verfügbar sein – auch wenn plötzlich viel gebraucht wird oder Wind und Sonne gerade wenig liefern. Deshalb zahlen manche Länder Kraftwerksbetreibern Geld dafür, dass sie einspringen könnten, wenn es knapp wird. Diese sogenannten Kapazitätszahlungen sollen die Stromversorgung absichern.
In der Praxis profitieren davon aber vor allem Betreiber fossiler Kraftwerke. So entsteht ein teurer Teufelskreis: Milliarden fließen in alte Technik, während moderne Lösungen wie Stromspeicher, flexible Verbraucher oder ein besserer Stromnetzausbau auf der Strecke bleiben. Das macht das Stromsystem langfristig teurer – und weniger klimafreundlich.