Uniper: Fossile Geschäfte mit Kriegstreibern statt Aufbruch in erneuerbare Zeiten

Pressemitteilung
Berlin 17.05.2022

Anlässlich der morgigen digitalen Hauptversammlung von Uniper kritisiert die Umwelt- und Menschenrechtsorganisation urgewald das skrupellose Festhalten des Energieunternehmens an russischen Gasimporten und an einem weiterhin viel zu stark auf fossile Energien ausgerichteten Geschäftsmodell.

Uniper hat Langfristverträge über 200 TWh russisches Erdgas. Dies entspricht etwa einem Fünftel des durchschnittlichen deutschen Gasverbrauchs. [1] Trotz des russischen Angriffs auf die Ukraine plant der Konzern weiterhin, dieses Gas auch zu importieren. Uniper spricht sich gegen ein Gasembargo aus, bleibt aber konkrete Zahlen schuldig, welche Auswirkungen ein sofortiger Importstopp hätte. Zudem sind keinerlei strategische Ansätze des Unternehmens erkennbar, möglichst schnell aus fossilem Gas auszusteigen.

Kostiantyn Krynytskyi von der ukrainischen NGO Ecoaction kommentiert: “Unipers Verurteilung des Krieges in der Ukraine ist nur leeres Geschwätz, wenn das Unternehmen gleichzeitig Gazprom für Erdgasimporte bezahlt und damit Putins Staatskasse füllt. Täglich werden in der Ukraine Städte bombardiert und es sterben Frauen, Männer und Kinder. Uniper muss sich der Tatsache stellen: Das Unternehmen hat durch fossile Importe und die Finanzierung von Nord Stream 2 dazu beigetragen, dass Russland in der Lage ist, solche Kriege zu führen. Wir sehen aber noch nicht einmal, dass Uniper öffentlich für eine Reduzierung des Gasverbrauchs in Deutschland eintritt. Während russisches Erdgas in den letzten Monaten nach Deutschland floss, sind Tausende von Ukrainer*innen getötet worden. Wie kann Uniper damit einverstanden sein?”

Konflikt-Rohstoff Erdgas

Unipers Antwort auf den Krieg ist der Bau von LNG-Terminals und die Ausweitung von Gasimporten, statt eines radikalen Kurswechsels auf erneuerbare Energie. Flüssiggas (LNG) ist aufgrund seiner energieintensiven Herstellung, der langen Transportwege und den damit verbundenen höheren Methanemissionen besonders klimaschädlich. [2] Mit Katar als Lieferanten von LNG und dem diktatorisch regierten Aserbaidschan für Pipelinegas beweist das Düsseldorfer Unternehmen, dass es seiner menschenrechtlichen Sorgfaltspflicht nicht nachkommt. Von der Umwelt ganz zu schweigen: LNG soll auch aus Scarborough in Australien kommen. Die dortige Offshore-Produktion bedroht ein besonders sensibles marines Ökosystem, sollte sie wie geplant ablaufen. [3]

"Durch Geschäfte mit anderen fragwürdigen Lieferanten holt sich Uniper neue Probleme ins Haus und konterkariert gleichzeitig sogar die eigenen, unzureichenden Klimaziele. Dabei ist längst klar, dass der Ausstieg aus Erdgas sofort eingeleitet werden muss, um das 1,5 Grad-Ziel noch zu erreichen [4]”, kommentiert Sebastian Rötters, Energie-Kampaigner bei urgewald.

Kolumbianische Kohle: Bedrohung für Mensch und Umwelt

Bei den Importen von Kohle sieht es nicht besser aus. Uniper plant, russische Kohle durch höhere Importe von “Blutkohle” aus Kolumbien zu ersetzen, obwohl zivilgesellschaftliche Organisationen das Unternehmen seit vielen Jahren auf die massiven Menschenrechtsverletzungen vor Ort hinweisen. Durch die verstärkte Kohle-Nachfrage aus Europa drohen dort nun weitere Eingriffe in die fragilen Ökosysteme. Die über Jahrzehnte bereits geschädigte Lokalbevölkerung wartet derweil noch immer auf Wiedergutmachung.

“Wenn es ums Geschäft geht, ignoriert Uniper Klima, Menschenrechte und Umweltbelange. Das Grundproblem bleibt, dass das Unternehmen auch im sechsten Jahr seit der Abspaltung von E.on keinen überzeugenden Kurswechsel vorgenommen hat. Es verharrt in der alten fossilen Denke, während die europäische Konkurrenz beim Ausbau der Erneuerbaren enteilt. Besonders enttäuschend ist, dass der finnische Mutterkonzern Fortum hier keinerlei positive Impulse zu setzen scheint”, so Sebastian Rötters.

Protestaktion am 18. Mai vor der Uniper-Zentrale in Düsseldorf

Umweltgruppen und Menschenrechtsaktivist*innen fordern von Uniper zur Jahreshauptversammlung ein Ende seines zerstörerischen Geschäftsmodells. Am Mittwoch, 18.05.2022 von 9 bis 11 Uhr protestieren sie vor der Uniper-Zentrale, Holzstraße 6, 40221 Düsseldorf mit weißen Anzügen, Bildern, Bannern und Plakaten. Die beteiligten Gruppen sind u.a.: Netzwerk "Datteln 4 stoppen wir", Fridays for Future Düsseldorf, attac Düsseldorf, Dachverband der Kritischen Aktionär*innen und urgewald.

Gegenantrag des Dachverbands der Kritischen Aktionär*innen: https://www.kritischeaktionaere.de/uniper/trotz-ukrainekrieg-weiterhin-geschaefte-mit-russland-unsere-gegenantraege/

Hinweis an Redaktionen:

Mehr als die Hälfte von Unipers Stromerzeugung 2021 basierte auf fossilem Erdgas und Kohle. Gegenüber 2020 benötigte Uniper etwa 15 Prozent mehr Gas. Auch die Kohleverstromung nahm um 23 Prozent zu, sodass die direkten CO₂-Emissionen 2021 um fast 20 Prozent auf 50,9 Mio. Tonnen CO₂ stiegen. 38,6 Prozent der 2021 von Uniper unter Direktverträgen bezogenen Kohle stammten aus Kolumbien. Mit dem europäischen Embargo für Kohle kommt ein baldiges Ende der Lieferungen aus Russland, die etwa ein Drittel der von Uniper importierten Kohlemengen ausgemacht haben. Daher ist davon auszugehen, dass Uniper in Zukunft noch mehr Kohle aus Kolumbien beziehen will. [5]

Notizen:

[1] Uniper gibt an, dass sie ingesamt 300 TWh an Langfristverträgen für Erdgas haben, was laut der HV-Rede von CEO Klaus-Dieter Maubach einem Drittel des durchschnittlichen deutschen Gasverbrauchs entspricht. Damit entsprechen 200 TWh aus Russland etwa 18% des durchschnittlichen deutschen Gasverbrauchs.

www.uniper.energy/news/de/update-zu-unipers-russlandaktivitaeten-und-weiteren-schritten

[2] Wenn etwa LNG in den USA durch Fracking gefördert wird, ist es laut einer Stellungnahme der Bundesregierung ähnlich klimaschädlich wie Kohle. www.rnd.de/politik/bundesregierung-lng-gas-aus-fracking-forderung-ahnlich-klimaschadlich-wie-kohle-D7F5S3NTJJFHJGOEFQHGDY3HSM.html

[3] https://gogel.org/scarborough-gas-field-and-burrup-hub

[4] https://climateanalytics.org/publications/2021/why-gas-is-the-new-coal/ 

[5] www.uniper.energy/sites/default/files/2022-05/20220505-1700-28564-uniper-sr21-en_1.pdf

 

Kontakt:

Sebastian Rötters, Energie-Kampaigner urgewald

+163 4772758, sebastian@urgewald.org

Kostiantyn Krynytskyi , Head of Energy Department Ecoaction

+380 954874769, kk@ecoaction.org.ua

Denis Schimmelpfennig, Medienreferent urgewald

+17680146172, denis@urgewald.org