Anlässlich der heute stattfindenden Hauptversammlung von Uniper werfen urgewald, die Deutsche Umwelthilfe (DUH) und der Dachverband der kritischen Aktionärinnen und Aktionäre dem Energiekonzern scheinheilige Nachhaltigkeitsversprechen vor. Die NGOs sehen keinerlei Anstrengungen Unipers, sich von fossilen Energieträgern zu lösen. Die aktuellen Pläne des Konzerns, insbesondere der geplante Bau neuer fossiler Gaskraftwerke, stehen im klaren Widerspruch zur Erreichung der deutschen Klimaziele.
2023 hat Uniper noch 84 Prozent seines Stroms durch fossile Energien und Atomkraft erzeugt. Mit Investitionen von lediglich acht Milliarden Euro in „Wachstum und Transformation“, von denen ein großer Teil in Luftschlösser wie CCS (Carbon Capture and Storage) und Wasserstoffspeicher fließt, ist eine Wende weg von der fossilen Gasabhängigkeit kaum möglich.
Constantin Zerger, Bereichsleiter Energie und Klimaschutz der DUH kommentiert: „Uniper zeigt mit seinen Unternehmensplänen, dass der Konzern nicht bereit ist, auf fossile Energie zu verzichten. Ohne Rücksicht auf Verluste macht sich das Unternehmen die Kraftwerksstrategie der Bundesregierung dafür zunutze, sein fossiles Geschäftsmodell zu verlängern und sich dies mit Steuergeldern versilbern zu lassen. Auch die geplante Beimischung von bis zu 25 Prozent Wasserstoff in Unipers Kavernenspeichern ist kein klimapolitischer Fortschritt, sondern bloß ein gefährliches Ablenkungsmanöver: Die Mischung mit fossilem Gas hat nahezu keinen Klimanutzen. Uniper versucht nach wie vor, fossile Projekte als klimafreundlich zu tarnen."
Obwohl Uniper beteuert, Gaskraftwerke auf Wasserstoff umstellen zu wollen, macht das Unternehmen nur unüberprüfbare Versprechungen zu späten Umstiegszeitpunkten und spricht von Scheinlösungen wie CCS. Verlässliche Zusagen gibt es bisher nicht. Die Technologie, um größere Gaskraftwerke komplett auf Wasserstoff umzustellen, ist nach Einschätzung der NGOs zudem noch nicht ausgereift und auch am Markt nicht verfügbar. Große technische und wirtschaftliche Risiken deuten darauf hin, dass Uniper die angebliche „Wasserstofffähigkeit“ vorrangig dazu verwendet, weitere Investitionen in fossile Gasinfrastruktur zu rechtfertigen.
Unipers Gashandel mit SOCAR, dem staatlichen Ölkonzern Aserbaidschans, trägt zudem zu den Einnahmen des menschenrechtsverletzenden Regimes bei, das die humanitäre Krise in Bergkarabach verursacht hat.[1] Anstatt den Gasbezug aus Aserbaidschan einzustellen, scheint Uniper die Beziehungen laut Medienberichten durch eine im Dezember unterzeichnete neue Kooperationsvereinbarung sogar ausbauen zu wollen.[2] Ein weiteres Negativbeispiel ist Australien. Dort gefährdet Unipers Gasbezug von der Firma Woodside die Lebensräume unter anderem von Walen, Delfinen und Meeresschildkröten.
Sonja Meister, Energie-Campaignerin bei urgewald, kommentiert:
„Die Investitionen von Uniper schaden nicht nur dem Klima und der Umwelt, sondern unterstützen auch ein menschenrechtsverletzendes Regime. Wir verurteilen scharf, dass Uniper seine Beziehungen zum staatlichen aserbaidschanischen Öl- und Gaskonzern SOCAR nach der humanitären Krise in Bergkarabach sogar weiter ausbauen will. Die Zukunft Unipers kann nicht in der Fortführung des fossilen Status quo liegen. Statt vage Wasserstoff-Zukunftsversprechen vorzuschieben, muss Uniper umgehend eine Gasausstiegsstrategie mit Enddatum 2035 beschließen.“
Die DUH, der Dachverband der kritischen Aktionärinnen und Aktionäre und urgewald fordern von Uniper eine Strategie für einen Gasausstieg bis 2035. Zudem muss die Bundesregierung bei Fördermaßnahmen wie der Kraftwerksstrategie genauer darauf zu achten, welche Unternehmen und welche Investitionen gefördert werden. Die Kraftwerksstrategie muss an den Klimazielen ausgerichtet werden und braucht einen Fokus auf erneuerbare Energien, Speicher und Flexibilität.
Gegenantrag des Dachverbands der kritischen Aktionärinnen und Aktionäre: https://www.kritischeaktionaere.de/uniper/uniper-setzt-auf-fossiles-gas-unsere-gegenantraege/
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[1] Für Experteneinschätzungen der Menschenrechtsverletzungen durch das aserbaidschanische Regime in Bergkarabach, siehe https://luismorenoocampo.com/lmo_en/report-armenia/& https://press.un.org/en/2023/sc15384.doc.htm& https://www.unhcr.org/am/en/humanitarian-response-2023