Wladimir Sliwjak, einer der prominentesten Umweltschützer Russlands und Träger des Alternativen Nobelpreises, ist vom russischen Justizministerium als „Auslandsagent“ eingestuft worden. Der vorgeschobene Grund der russischen Behörden: Er habe „falsche Informationen“ über Russlands Streitkräfte im Ukraine-Krieg verbreitet. Die Einstufung hat massive Folgen für seine Reisefreiheit und Sicherheit. Mit Russland kooperierende Staaten könnten ihn an die russischen Behörden überstellen. Da erwarten werden darf, dass nun auch strafrechtliche Anklagen in Russland folgen, könnte sein Besitz in Russland, darunter eine Wohnung, konfisziert werden.
Wladimir Sliwjak sagt: „Meine Einstufung als ‚Auslandsagent‘ beweist abermals, wie groß die Angst des russischen Regimes vor der Zivilgesellschaft ist. Es möchte vor dem russischen Volk verbergen, was die Streitkräfte in der Ukraine anrichten, wie stark russische Kohleminen Mensch und Natur schaden und welche Gefahren Russlands nukleare Geschäfte für die Welt bedeuten. Ich mache unmissverständlich klar: Diese Drohgebärde wird mich nicht zum Schweigen bringen. Unser Kampf für Würde und Recht ist stärker als die Mittel der Autokraten.“
Heffa Schücking, Geschäftsführerin der Umwelt- und Menschenrechtsorganisation
urgewald, sagt: „Ich habe höchsten Respekt vor der unerschrockenen und erfolgreichen Arbeit unseres Freundes Wladimir Sliwjak. Er ist inspirierendes Beispiel für Aktivist*innen weltweit, die in ihren Ländern für eine intakte Umwelt und die Menschenrechte kämpfen. Wer ihm schaden will, will uns allen schaden. Wir stehen solidarisch an seiner Seite.“
Sliwjak ist Mitgründer der russischen NGO Ecodefense[1] und wurde im Jahr 2021 mit dem Alternativen Nobelpreis („Right Livelihood Award“) ausgezeichnet[2]. Er hat sich insbesondere durch seinen Einsatz gegen die Folgen der russische Kohle- und Atomindustrie einen Namen gemacht. Unter anderem für seine Expertise zu den Machenschaften des russischen Staatskonzerns Rosatom, ein zentrales Machtinstrument des Kremls, ist er weltweit geschätzt.[3] So verfasste er zum jüngsten Tschernobyl-Jahrestag am 26. April eine Analyse zur geplanten Kooperation des Atomkonzerns mit dem Betreiber der Anlage zur Kernbrennstoff-Fertigung im niedersächsischen Lingen.[4]
Als einer der bekanntesten russischen Umwelt- und Friedens-Aktivist*innen musste Wladimir Sliwjak im Jahr 2022 seine Arbeit ins Ausland verlagern, nachdem er ins Fadenkreuz der russischen Geheimdienste geraten war. Ecodefense als Organisation wurde bereits im Jahr 2014 als „Auslandsagent“ eingestuft. Die Co-Geschäftsführerin der NGO, Alexandra Koroleva, beantragte im Jahr 2019 politisches Asyl in Deutschland.[5]
Fotos & Videomaterial von Wladimir Sliwjak:
https://rightlivelihood.resourcespace.com/pages/search.php?search=%21collection860&k=eb155bdd20
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