Im Januar 2016 hat die Asian Infrastructure Investment Bank (AIIB) in Peking ihren Betrieb aufgenommen. Erstmals steht China an der Spitze einer multilateralen Bank, an der auch westliche Staaten wie Deutschland beteiligt sind. Diese verleihen der von Peking dominierten AIIB internationale Glaubwürdigkeit auch auf den Kapitalmärkten. Die AIIB steht für den wachsenden Einfluss Chinas auf die globale Finanzierung großer Infrastrukturprojekte. Sie erzeugt neue Konkurrenz für etablierte Finanzinstitutionen, vor allem für die von den USA dominierte Weltbank.

Im Zuge der AIIB-Gründung warnten Umwelt- und Menschenrechtsgruppen weltweit davor, dass Schutzstandards bei finanzierten Projekten deutlich zu schwach ausfallen könnten. Es braucht daher eine unabhängige und systematische Begleitung durch die Zivilgesellschaft bei der Formulierung dieser Umwelt- und Sozialstandards. Es gilt, ökologisch und sozial nicht nachhaltige Projekte aufzuspüren und Strategien zu finden für eine sozial ausgewogene und ökologisch nachhaltige Entwicklung.

Auch die Verantwortung der westlichen Industriegesellschaften dürfen wir dabei nicht vergessen. Im Januar 2019 hat Deutschland mit China eine engere Finanzkooperation beschlossen, bei der es auch um Investitionen im Rahmen der Seidenstraßeninitiative und großer Infrastrukturmaßnahmen geht. Eine bessere Abstimmung der deutschen und europäischen Vorhaben mit den chinesischen ist das Ziel. In diesem Zusammenhang wirbt Deutschland dafür, China als neuen staatlichen Kreditgeber in den Pariser Club aufzunehmen. Auch hier muss die Zivilgesellschaft Entwicklungsfinanzierungen kritisch begleiten.

Büro der AIIB

Geld für die Seidenstraße

Chinas Belt and Road Initiative erfordert Investitionen in Milliardenhöhe. An der Finanzierung der einzelnen Projekte sind zahlreiche Akteur*innen beteiligt, eine davon ist die Asiatische Infrastruktur Investitionsbank. Noch ist diese maßgeblich von China gesteuerte Bank ein relativ kleiner Player, aber ihr Einfluss wächst stetig. 

Karte von Südostasien mit AIIB Watch Logo

AIIB Watch: Wie umweltfreundlich und sozial gerecht ist die AIIB?

Gemeinsam mit europäischen, amerikanischen und asiatischen NGOs dokumentiert urgewald die Realitäten der von der AIIB finanzierten Entwicklungsprojekte in einer interaktiven Karte. Diese Arbeit soll lokalen Gemeinschaften eine Stimme geben und bezeugen, dass Standards auf dem Papier nie genug sein können.

Tamakoshi River

Early Warning Fallstudie aus Nepal

Das Tamakoshi V Hydroelectric Project ist ein eigenständiges AIIB-Projekt, das 2018 in die vorgeschlagene Projektpipeline aufgenommen wurde. Es hat starke Auswirkungen auf die Umwelt und die Lebensgrundlagen. Das Laufwasserkraftwerksprojekt mit einer installierten Leistung von rund 100 MW bot uns zum ersten Mal die Möglichkeit, einen Frühwarnsystem-Ansatz zu implementieren. Der Plan war, von Anfang an die Umsetzung der verschiedenen Umwelt- und Sozialstandards sowie die Konsultation der lokalen Gemeinschaften zu überwachen.

Umwelt- und Sozialstandards der AIIB: Luft nach oben

Im Mai 2021 genehmigte die AIIB ihre überarbeiteten Umwelt- und Sozialstandards. Das Resultat: gut, aber nicht gut genug. Unser Kommentar:

Menschenkette um den Globus
urgewald-Expertin Korinna Horta

Deutschlands Verantwortung bei der AIIB

Im Interview berichtet unsere AIIB-Expertin Korinna Horta von ihren Erfahrungen mit der neuen Megabank AIIB. Deutschland habe die Bank durch seine Mitgliedschaft international hoffähig gemacht.

Chinaflagge und Logo der AIIB

Taking Stock: die AIIB ein Jahr nach ihrer Gründung

Im ersten Jahr hat die AIIB Projekte im Volumen von 1,7 Mrd. US-Dollar verabschiedet. urgewald und Partnerorganisationen haben bereits zahlreiche Kritikpunkte an der Arbeit der Bank ausgemacht: schwache  Schutzstandards für Projektbetroffene und Umwelt, schwierige Beteiligung der Öffentlichkeit, mangelhaftes Monitoring. Was können NGOs tun? Wie sehen deutsche Politiker ihren Einfluss? Unsere Expertentagung ist diesen Fragen nachgegangen.

Wichtigste Fakten zur Bank AIIB

Die AIIB hat 109 Mitglieder weltweit, davon 15 angehende Mitglieder. 253 Projekte im Gesamtumfang von 50, 7 Mrd. USD in 36 Mitgliedsländern wurden seit Bestehen bewilligt.

(Stand Januar 2024)

Weitere Fakten:

•    Beginn der Geschäfte: Januar 2016

•    Größte Anteilseigner:

  1. China
  2. Indien
  3. Russland
  4. Deutschland

•    Startkapital: 100 Milliarden US-Dollar

•    Beteiligung Deutschlands: 4,2 % Stimmanteil,  fast 4,5 Mrd. US-Dollar

•    Projekte v.a. in: Süd- und Zentralasien, Kaukasus, Randgebiete Europas

•    Sektoren, in die die AIIB derzeit investiert:

  1. Energie (3,8 Mrd. US-$)
  2. Transportwesen (3,4 Mrd. $)
  3. Wasser & Bewässerung (1,8 Mrd. $)
  4. Infrastruktur (1,2 Mrd. $)
  5. Telekommunikation (240 Mio. $)
  6. Sektor-übergreifend (150 Mio. $)
  7. Sanitäre Einrichtungen (115 Mio. $)

(Quelle: Coalition for Human Rights in Development, Stand: Juni 2018)

AIIB Gebäude
Foto: AIIB