Talanx schließt Versicherung neuer Öl- und Gasfelder aus

Pressemitteilung
Hannover/Berlin 02.05.2023

Talanx hat heute in seinem Nachhaltigkeitsbericht neue Regeln für fossile Energien veröffentlicht. Die zentrale Ankündigung aus Sicht von urgewald: Neue Greenfield Öl- und Gasfelder werden ab 1. Juli 2023 nicht mehr versichert. Nach Allianz, Munich Re und der eigenen Tochter Hannover Re ist Talanx damit der letzte große deutsche Industrie-Versicherer, der diesen Schritt vollzieht. Des Weiteren schließt Talanx nun auch „alle alleinstehenden Ölkraftwerke“ und direkt mit neuen Greenfield-Feldern verbundene Ölinfrastruktur (neue Tanklager und Pipelines) aus. Die Versicherung neuer Gasinfrastruktur und neuer Gaskraftwerke bleibt allerdings weiterhin möglich. Ebenso können in Ländern mit hohem Kohleanteil am Energiemix neue Greenfield-Gasfelder nach wie vor nach Einzelfallprüfung versichert werden, was aus Sicht von urgewald eine gravierende Ausnahme darstellt. Immerhin gilt für die Arktis ein grundsätzlicher Ausschluss neuer Projektversicherungen auch bei bestehenden Öl- und Gasbohrungen.

Es ist grundsätzlich positiv, dass Talanx nun endlich auch die Versicherung neuer Greenfield-Öl- und Gasfelder ausschließt. Aber schade, dass der Konzern die Chance vertut, seine Konkurrenz zu überholen, indem auch die Versicherung von Gasinfrastruktur und -kraftwerken ausgeschlossen wird. Das ist inkonsequent und entgegen Forderungen der Klimawissenschaft. Denn Expansion in diesen Bereichen zementiert die Nutzung von Gas auf Jahrzehnte und lenkt Ressourcen von der wirklich benötigten Energiewende ab. Zudem ist die Ausnahmeregelung auf Länderebene gefährlich: Die Erschließung neuer Gasfelder zum Beispiel in Südafrika und Australien könnte damit noch versichert werden. Wir fordern Talanx auf, seine neue Richtlinie dringend nachzubessern und Expansion wirklich kategorisch auszuschließen“, kommentiert Anna Lena Samborski, Versicherungs-Kampaignerin bei urgewald.

Der Elefant im Raum: Gasinfrastruktur – Versicherer werden ihrer Verantwortung nicht gerecht

Talanx setzt mit den neuen Regelungen für fossile Energien die internationale Dynamik fort, dass Versicherungsunternehmen beginnen, die Forderungen der Klimawissenschaft aufzunehmen – auch unabhängig von einer Mitgliedschaft in der Net Zero Insurance Alliance. Insgesamt geht die Branche jedoch nicht weit genug. Zu den Hauptversammlungen aller großen deutschen Versicherungen (Hannover Re 3.5., Talanx und Allianz 4.5. sowie Munich Re 5.5.) fordert urgewald umfassendere Ausschlüsse für fossile Energien: „Der Elefant im Raum ist insbesondere Gasinfrastruktur. Selbst die fortschrittlicheren Versicherungen, die ihre Klimaverantwortung gerne herausstellen, halten sich in dem Bereich alle Türen offen. Der weltweite massive Ausbau von Flüssiggasterminals für den Import als auch Export zieht jedoch die Erschließung neuer Gasfelder nach sich. Wenn Versicherer Infrastruktur in Richtlinien nicht ausreichend adressieren, erledigen sie eine wichtige Hausaufgabe aus Klimasicht nicht. In dem Bereich müssen alle Versicherungen dringend nachbessern, wenn sie ihren eigenen Ansprüchen als Klimavorreiter gerecht werden wollen“, resümiert Anna Lena Samborski.

Hinweise:

Hier finden Sie die von urgewald unterstützten Gegenanträge des Dachverbandes Kritischer Aktionärinnen und Aktionäre zu den Hauptversammlungen der Versicherer:
https://www.kritischeaktionaere.de/hauptversammlungen-2023/
urgewald wird an den Hauptversammlungen teilnehmen inkl. Redebeiträgen und Fragen. 

Einblicke in die bisherige Arbeit von urgewald zu Talanx: https://www.urgewald.org/talanx

 

Kontakt

    Bild Anprechpartner   Stefanie Jellestad

    Stefanie Jellestad
    Pressesprecherin
    stefanie.jellestad [at] urgewald.org
    +49 (0)30 863 29 22-60

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