Der Versicherungskonzern Allianz stellt immer wieder gerne seine Ambitionen für den Klimaschutz heraus. Und tatsächlich hat das Unternehmen vor allem im Kohlesektor sowie bei Öl- und Gasförderung klare Ausschlüsse in seinem Geschäft eingeführt. Gleichzeitig versichert die Allianz weiterhin Gasinfrastruktur, darunter Terminals für den Export von Flüssigerdgas (LNG) am Golf von Mexiko. Diese Anlagen verschärfen den Umweltrassismus vor Ort und heizen den globalen LNG-Boom weiter an, der die Klimaüberhitzung verschärft und so die Sicherheit von Millionen Menschen weltweit bedroht. Dies kritisiert urgewald auf der morgigen Allianz-Hauptversammlung.
Aktuelle Recherchen belegen, dass die Allianz an der Versicherung der Terminals Cameron LNG und Calcasieu Pass LNG in Louisiana an der US-Golfküste beteiligt ist.[1] Für beide sind Erweiterungen geplant. Flüssigerdgas aus den USA ist gleichbedeutend mit Fracking, eine besonders umweltschädliche Fördermethode für fossiles Gas.
Auch der Versicherungskonzern Talanx hält seine Hauptversammlung morgen ab. Auch Talanx, über seine Tochter HDI Global, war an der Versicherung des LNG-Terminals Cameron beteiligt.[2] urgewald fordert von Talanx und seiner Rückversicherungstochter Hannover Re, deren Hauptversammlung heute stattfindet: Auch sie müssen die Absicherung von Gasinfrastruktur beenden. Dies ist der nächste wichtige Schritt für Versicherungen mit Nachhaltigkeits-Anspruch.
Günther Thallinger, Allianz-Vorstandsmitglied für die Bereiche Investment Management und Nachhaltigkeit, erregte viel Aufsehen mit einem Ende März veröffentlichten Meinungsbeitrag auf LinkedIn. Darin beschrieb er eindrücklich die Folgen steigender CO2-Emissionen für den Versicherungs- und Finanzsektor: Bei einer Klimaerwärmung von
2 °C oder gar 3 °C könnten Versicherer für viele Risiken keinen Versicherungsschutz mehr anbieten, weil die klimabedingten Schadensrisiken massiv anstiegen und damit Prämien für immer mehr Kund*innen unbezahlbar würden. [3] Zitat Thallinger: „Dies ist keine einmalige Marktanpassung. Es handelt sich um ein systemisches Risiko, das die Grundlagen des Finanzsektors bedroht.“[4]
Regine Richter, Versicherungsexpertin bei urgewald, kommentiert: „Wir begrüßen Günther Thallingers klare Worte. Sie stehen allerdings im Widerspruch zur ungebrochenen Unterstützung der Allianz für Gasinfrastruktur wie LNG-Terminals. Der LNG-Boom bedroht das Leben von Millionen Menschen weltweit, die schon jetzt immer heftigere Stürme, Überschwemmungen, Dürren und Waldbrände aufgrund der Klimakrise erleiden. Die Allianz muss sich ehrlich machen und Geschäfte mit Gasinfrastruktur beenden.“
Die von der Allianz versicherten Terminals liegen in Gemeinden, in denen großteils Indigene, Schwarze oder People of Color leben. Damit schreiben sie das langjährige Erbe des Umweltrassismus an der US-Golfküste fort. Zusammen mit den dortigen Petrochemie-Anlagen verschlechtern die LNG-Terminals die Luftqualität und erhöhen das Risiko für Asthma, Herzkreislauferkrankungen oder bestimmte Krebsarten.
Weiterer Schwachpunkt im Umgang der Allianz mit dem Klimaschutz: Ihre teils ambitionierten Klimaschutzrichtlinien gelten nicht für die Geldanlage-Töchter Pimco und Allianz Global Investors gelten. Daher finden sich in Finanzrecherchen immer wieder Investitionen der Allianz-Töchter in massiv expandierende Kohle-, Öl- und Gasunternehmen.[5]
Richter: „Im eigenen Geschäft sortiert Allianz fossile Expansion zunehmend aus. Sie muss Pimco und AGI auf den gleichen Kurs bringen, sonst leidet ihre Glaubwürdigkeit.“
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[1] Vgl. https://www.ran.org/press-releases/insurers-revealed-behind-venture-globals-risky-business/
[2] Vgl. https://www.ran.org/press-releases/insurers-revealed-behind-venture-globals-risky-business/